Zurück GRETA: Finnland sollte Zugang zu Entschädigung für Menschenhandelsopfer garantieren und wirksame Sanktionen für Menschenhändler gewährleisten

GRETA: Finnland sollte Zugang zu Entschädigung für Menschenhandelsopfer garantieren und wirksame Sanktionen für Menschenhändler gewährleisten

In einem heute veröffentlichten neuen Bericht ruft die Expertengruppe des Europarates für die Bekämpfung des Menschenhandels (GRETA) Finnland dazu auf, die strafrechtlichen Maßnahmen gegen Menschenhandel zu verstärken und den Opfern eine Entschädigung und fachspezifische Unterstützung zu gewähren.

Aus dem Bericht geht hervor, dass die Zahl der identifizierten Menschenhandelsopfer deutlich gestiegen ist, von 229 im Jahr 2019 auf 367 im Jahr 2022. Fast die Hälfte der Opfer wurde zum Zweck der Ausbeutung der Arbeitskraft gehandelt, gefolgt von sexueller Ausbeutung (25 %) und Zwangsheirat (21 %). Die Hälfte der identifizierten Opfer wurde in anderen Ländern ausgebeutet, bevor sie in Finnland Asyl beantragten.

Seit der Veröffentlichung des vorangegangenen Bewertungsberichts der GRETA im Jahr 2019 habe Finnland in mehreren Bereichen Fortschritte erzielt, dazu zählten Änderungen an den Rechtsvorschriften zum Verfahren zur Identifizierung von Menschenhandelsopfern und die dauerhafte Einrichtung der Stelle eines nationalen Koordinators für die Bekämpfung des Menschenhandels. Außerdem sei Menschenhandel in die Liste der Straftaten aufgenommen worden, bei denen die Behörde für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz verpflichtet ist, die Polizei zu benachrichtigen.

Allerdings weist der neue Bericht der GRETA auf mehrere Bereiche hin, in denen Verbesserungen erforderlich sind. Die GRETA ist besorgt über die Tatsache, dass Erträge aus Straftaten in Menschenhandelsfällen selten eingefroren oder beschlagnahmt werden und der Zugang von Opfern zu einer Entschädigung in der Praxis nicht garantiert ist. Folglich fordert die Expertengruppe die finnischen Behörden nachdrücklich auf, systematisch Finanzermittlungen durchzuführen, um Vermögenswerte aus Straftaten einzufrieren, und die Kriterien für den Anspruch auf staatliche Entschädigung zu überprüfen.

Ebenfalls mit Besorgnis stellt die GRETA fest, dass die Zahl der Strafverfolgungen und Verurteilungen wegen Menschenhandel gering und die Dauer der Strafverfahren übermäßig lang ist. Die Expertinnen und Experten für die Bekämpfung des Menschenhandels fordern die Behörden dringend auf, dafür zu sorgen, dass bei Straftaten im Zusammenhang mit Menschenhandel proaktiv und rasch ermittelt wird und dass sie wirksame Sanktionen für die verurteilten Personen nach sich ziehen. Die Behörden sollten auch ausreichende personelle und finanzielle Mittel sowie Schulungen für die Polizei und die Staatsanwaltschaften bereitstellen.

Die Expertengruppe begrüßt die Maßnahmen, die zur Verhütung und Bekämpfung des Menschenhandels zum Zweck der Ausbeutung der Arbeitskraft ergriffen wurden, insbesondere die Stärkung des Mandats und der Ressourcen der Arbeitsaufsichtsbehörden, die Entwicklung eines behördenübergreifenden Kooperationsmodells und die Verabschiedung mehrerer Gesetzesänderungen, insbesondere das „Gesetz über die Beerenernte“. Gleichwohl ist die GRETA der Auffassung, dass die finnischen Behörden zusätzliche Maßnahmen zum Schutz von Hausangestellten und Pflückern von wild vorkommenden Erzeugnissen vor Menschenhandel verabschieden sollten. Die GRETA fordert die finnischen Behörden zudem auf, unverzüglich einen Nationalen Verweismechanismus einzuführen, der einen behördenübergreifenden Ansatz bei der Identifizierung von Opfern fördert und den Informationsaustausch zwischen verschiedenen Akteuren ermöglicht.

Dem Bericht zufolge ist ein proaktiverer Ansatz nötig, um Opfer von Kinderhandel zu identifizieren, indem besonderes Augenmerk auf Kinder gelegt wird, die aus Betreuungseinrichtungen verschwinden, auf Kinder, die zum Zweck der Zwangskriminalität gehandelt werden, auf unbegleitete Kinder und auf im Internet angeworbene oder ausgebeutete Kinder. Schließlich fordert die GRETA die finnischen Behörden nachdrücklich auf, dafür zu sorgen, dass allen Opfern von Menschenhandel, auch den Opfern männlichen Geschlechts, eine Unterkunft zur Verfügung gestellt wird, die sicher und an ihre Bedürfnisse angepasst ist.


 Finnland und die GRETA [EN]

GRETA Strassburg 10. Juni 2024
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