Der elfte Václav-Havel-Menschenrechtspreis, mit dem herausragende zivilgesellschaftliche Aktivitäten zur Verteidigung der Menschenrechte gewürdigt werden, geht an den inhaftierten türkischen Menschenrechtsverteidiger, Philanthropen und Aktivisten der Zivilgesellschaft Osman Kavala.
Der mit 60.000 Euro dotierte Preis wurde im Rahmen einer feierlichen Zeremonie am Eröffnungstag der Herbstsitzung der Parlamentarischen Versammlung des Europarates (PACE) in Straßburg verliehen.
Kavala, ein langjähriger Unterstützer zahlreicher zivilgesellschaftlicher Organisationen in der Türkei, befindet sich seit 2017 ununterbrochen im Gefängnis, nachdem er wegen seiner angeblichen Verbindungen zu den Gezi-Park-Protesten verhaftet wurde.
In einem Urteil aus dem Jahr 2019 ordnete der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte seine sofortige Freilassung an und stellte fest, dass die Inhaftierung seine Rechte verletzt, ein unausgesprochenes Ziel verfolgt, „nämlich ihn als Menschenrechtsaktivisten zum Schweigen zu bringen“, und andere Menschenrechtsaktivistinnen und -aktivisten abschrecken könnte. Im Jahr 2022 bestätigte die Große Kammer des Gerichtshofs, dass die Türkei ihren Verpflichtungen gemäß der Europäischen Menschenrechtskonvention nicht nachgekommen ist.
In einem aus dem Gefängnis geschriebenen Brief, den seine Frau Ayşe verlas, erklärte Kavala, dass er sich durch die Entscheidung geehrt fühle und den Preis seinen Mitbürgerinnen und Mitbürgern widme, die unrechtmäßig im Gefängnis sitzen. Er fügte hinzu, dass ihn die Auszeichnung an die Worte Václav Havels erinnere, der 1980 aus dem Gefängnis an seine Frau Olga schrieb: „Das Wichtigste ist, die Hoffnung nicht zu verlieren. Das bedeutet nicht, dass man die Augen vor den Schrecken der Welt verschließt. In der Tat können nur diejenigen, die den Glauben und die Hoffnung nicht verloren haben, die Schrecken der Welt mit echter Klarheit sehen.“
Webseite des Václav-Havel-Preises [EN]