Im isländischen Reykjavík wird heute im Rahmen einer eigenen Veranstaltung das zwanzigjährige Bestehen des Barnahus („Kinderhauses“) begangen. Das Barnahus-Modell wird vom Europarat gefördert und zielt darauf ab, den sexuellen Missbrauch von Kindern zu bekämpfen, indem die Untersuchungen der Sozial- und der Strafverfolgungsbehörden in einer kinderfreundlichen und sicheren Umgebung koordiniert werden.
Das erste Barnahus wurde 1998 in Island gegründet. Es vereint unter einem Dach alle relevanten Akteure (Richter, Staatsanwaltschaft, Polizei, Sozialarbeiter und Mediziner wie Psychiater und Gerichtsmediziner), um von einem Kind, das Opfer von sexuellem Missbrauch wurde, die nötigen Angaben für die Ermittlungen und das Gerichtsverfahren zu erhalten und um dem Kind zu helfen, indem ein erneutes Trauma verhindert und Unterstützung angeboten wird, unter anderem in medizinischer und therapeutischer Hinsicht.
Der Europarat unterstützt seit vielen Jahren das Barnahus-Modell, da es ein Beispiel für eine bewährte Praxis zur Bereitstellung von Dienstleistungen ist, die kinderfreundlich und multidisziplinär sind und von verschiedenen Organisationen angeboten werden. Der Expertenausschuss des Europarates zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung und sexuellem Missbrauch (Lanzarote-Ausschuss) hat die Wirksamkeit des Modells bestätigt.
„Zwischen 70 und 85 % der Kinder kennen die Person, die sie missbraucht, und vertrauen ihr; und die Tat bleibt allen verborgen, weil jene, die dem Kind am nächsten stehen, Angst vor den Folgen haben“, erklärte Regína Jensdóttir, die Leiterin der Abteilung des Europarates für Kinderrechte, bei der Eröffnung der Veranstaltung. „Hier kann das Barnahus-Modell mit seinem Sicherheitsnetz Abhilfe schaffen.“