Der Europarat hat am 1. Oktober im Straßburger Opernhaus eine Gedenkfeier anlässlich des 70. Jahrestags seiner Gründung veranstaltet. Die Veranstaltung wurde vom Bürgermeister der Stadt Straßburg, Roland Ries, eröffnet, auf dem Programm standen Reden des ehemaligen spanischen Ministerpräsidenten Felipe González, der Präsidentin der Parlamentarischen Versammlung, Liliane Maury Pasquier, und des Präsidenten des Europäischen Menschenrechtsgerichtshofs, Linos-Alexandre Sicilianos. Von der Internationalen Raumstation übermittelte der Astronaut Luca Parmitano eine Videobotschaft, auch vom Generalsekretär der Vereinten Nationen, Antonio Guterres, wurde eine Videobotschaft eingespielt. Musikalische Darbietungen wurden von den Straßburger Philharmonikern und vom Gewinner des diesjährigen „Eurovision Song Contest“, Duncan Laurence, gegeben.
Höhepunkt der Feier war eine Rede des französischen Präsidenten, Emmanuel Macron, der die versammelten Gäste dazu aufrief, sich den künftigen Aufgaben und Problemen mit Optimismus und Mut zu stellen und sich dabei auf die lange Tradition europäischer Kultur, Demokratie und Innovation zu stützen:
„Diese 70 Jahre sind wie ein Wunder. Nie zuvor wurde in Europa Derartiges erreicht. Doch diese 70-jährige Geschichte bringt auch Verantwortung mit sich. Ich glaube an dieses Europa der Menschen, des Verantwortungsbewusstseins, der Fantasie und der Schönheit. In einem Europa der Künstlerinnen und Künstler, der Freien und Zufriedenen, der Rebellinnen und Rebellen und der Hoffnungsträger. Diese Hoffnung ist unsere Hoffnung. Träumen wir also, denn das alles sind wir!“
Die neu gewählte Generalsekretärin des Europarates, Marija Pejčinović Burić, schloss die Veranstaltung mit einer Rede, die ebenfalls von Optimismus über die künftige Rolle der Organisation geprägt war:
„Manche möchten unsere Werte, unsere Errungenschaften und unsere Einheit untergraben, und es ist richtig, auf ihr Handeln hinzuweisen und sich zu vereinen, um ihnen entgegenzutreten. Aber wenn ich nach vorne schaue, habe ich keine Angst. Der Europarat wurde gegründet, um politischem Extremismus zu begegnen, und um standhaft zu bleiben, wenn die Menschenrechte bedroht sind. Unser Gerichtshof, unser Ministerkomitee, unsere Parlamentarische Versammlung, all unsere Organe und unser Fachwissen zielen darauf ab, diese Aufgabe zu erfüllen.“
Der ehemalige Ministerpräsident González hob die entscheidende Rolle hervor, die der Europarat beim Schutz der Menschenrechte in ganz Europa nach wie vor spielt, und äußerte sich besorgt darüber, dass die Staaten die internationalen Regeln immer weniger beachten, wodurch die „Ordnung auf internationaler, regionaler und nationaler Ebene“ gefährdet wird. Er unterstrich zwei dringende Aufgaben: Sicherung der Achtung der Rechtsstaatlichkeit und angemessene Würdigung neuer Arbeitsformen, die durch die derzeitige technische Revolution entstehen, sodass die Einkommen auf vernünftigere Weise zwischen den Klassen verteilt werden.