Während viele europäische Länder weiterhin mit der beispiellosen COVID-19-Krise kämpfen, ermutigen der Europarat und das UNHCR, das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen, die Staaten dazu, die Unterstützung zu nutzen, die medizinische Fachkräfte unter den Flüchtlingen für die nationalen Gesundheitssysteme in dieser kritischen Phase leisten können.
„In den vergangenen Wochen haben mehrere Staaten in Europa öffentlich an medizinische Fachkräfte unter den Flüchtlingen appelliert, sich dem Kampf gegen das Virus anzuschließen. Wir unterstützen derartige Initiativen uneingeschränkt und hoffen, dass sie auf den gesamten Kontinent und darüber hinaus ausgedehnt werden können“, erklärte Filippo Grandi, der Hohe Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen.
„Medizinische Fachkräfte und Gesundheitspersonal auf dem gesamten Kontinent reagieren mit selbstloser Entschlossenheit auf die Pandemie und in dieser Krisenzeit ist jede verfügbare Hilfe nötig. Flüchtlinge mit nachgewiesenen Fachkenntnissen sind bereit, sich zu engagieren und unter der Aufsicht von zertifizierten medizinischen Fachkräften einen Beitrag zu leisten, sofern sie die Erlaubnis dazu haben. Auf diese Weise können sie ihre Solidarität zeigen und den Gemeinden, die sie beherbergen, etwas zurückgeben“, so Grandi.
In Europa leben derzeit Flüchtlinge und Asylsuchende mit den entsprechenden Kenntnissen und relevanter Erfahrung, die bereit sind, sich einzubringen und zu helfen. Doch die meisten Gesundheitsberufe sind streng reguliert und die zuständigen nationalen Gesundheitsbehörden müssen die erforderlichen Genehmigungen erteilen.
„Flüchtlinge, ihre Aufnahmegesellschaften und ihre Heimatländer profitieren alle vom Europäischen Qualifikationspass für Flüchtlinge (EQPR). Die Qualifikationen, die die Flüchtlinge bereits besitzen, jedoch nicht vollständig dokumentieren können, können genutzt und ausgebaut werden“, erklärte die Generalsekretärin des Europarates, Marija Pejčinović Burić.
„Der EQPR ist kein Ersatz für die erforderlichen Berufsabschlüsse und -zulassungen, doch er hilft den Behörden dabei, die Dinge zu beschleunigen, indem er für einen Teil der benötigten Kenntnisse garantiert.“
Der EQPR kann dabei helfen, einen Pool qualifizierter, bereits geprüfter Angehöriger von Gesundheitsberufen unter den Flüchtlingen zu erstellen. So können die nationalen Gesundheitsbehörden bestmöglich darüber entscheiden, wie sie die einschlägig ausgebildeten Personen unter den Flüchtlingen bei Bedarf einsetzen können. Das UNHCR sucht gemeinsam mit Partnern nach innovativen Wegen, um Flüchtlingsgemeinschaften zu erreichen, einsatzbereite Angehörige von Gesundheitsberufen zu ermitteln und den Zugang zu Online-Tests zu erleichtern. Sowohl der Europarat als auch das UNHCR arbeiten bereits mit Partnern von nationalen Zentren zur Anerkennung von Qualifikationen, um medizinische Fachkräfte unter den Flüchtlingen zu ermitteln und ihre Kompetenzen und Qualifikationen durch dieses Programm zu bewerten.
Der EQPR wurde 2017 vom Europarat ins Leben gerufen, um die Staaten dabei zu unterstützen, die Qualifikationen von Flüchtlingen zu bewerten und ihre Integration zu erleichtern. Eingebunden sind Anerkennungszentren aus zehn Ländern (Armenien, Bosnien und Herzegowina, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Italien, Kanada, Niederlande, Norwegen, Vereinigtes Königreich) sowie Behörden und das UNHCR. Finanzielle Unterstützung erhält er durch Belgien (Flämische Regierung), Georgien, Griechenland, Italien, Monaco und Norwegen. Der erste Inhaber des EQPR erhielt 2019 eine unbefristete Anstellung in einem gesundheitsbezogenen Bereich in Norwegen. Mehr als 500 Flüchtlinge in ganz Europa haben bisher von dem Programm profitiert.
Europäischer Qualifikationspass für Flüchtlinge [EN]
Andere Bildungsfragen im Zusammenhang mit COVID [EN]