Wie kann während der derzeitigen Pandemie und auch in Zukunft ein gerechter Zugang zu Impfungen gewährleistet werden? Der Ausschuss für Bioethik des Europarates hat dazu Empfehlungen ausgearbeitet und dabei besonderes Augenmerk auf Menschen mit erhöhtem Schutzbedürfnis gelegt, die Schwierigkeiten haben, Zugang zur Gesundheitsversorgung zu finden. Zunächst gilt es, Strategien umzusetzen, um Diskriminierung aufgrund materieller Faktoren zu vermeiden, etwa aufgrund von logistischen und verwaltungstechnischen Barrieren, Impfgebühren und Risiken durch die Manipulation des Systems. Die Strategien sollten den Bedürfnissen von Menschen, die beim Zugang zur Gesundheitsversorgung systematisch benachteiligt werden, angepasst werden.
Dem Ausschuss zufolge ist es zudem wichtig, dass Transparenz, Information und Kommunikation als Instrumente zum Aufbau von Vertrauen gestärkt werden, und dass jeder Mensch, dem eine Impfung empfohlen wird, auch einen gerechten Zugang dazu hat. Darüber hinaus muss der Impfstoff ausreichend sicher und wirksam sein, um die Qualität der Impfung sicherzustellen. Das Europäisches Direktorat für die Qualität von Arzneimitteln (EDQM) legt internationale Normen für die Qualität von Impfstoffen fest. Gemäß der MEDICRIME-Konvention des Europarates obliegt es den Mitgliedstaaten zudem, die Fälschung von Impfstoffen zu verhindern und zu bekämpfen.
Das Übereinkommen über Menschenrechte und Biomedizin (Oviedo-Konvention) – das einzige völkerrechtlich bindende Instrument auf diesem Gebiet – sieht vor, dass die „Vertragsparteien unter Berücksichtigung der Gesundheitsbedürfnisse und der verfügbaren Mittel geeignete Maßnahmen ergreifen, um in ihrem Zuständigkeitsbereich gleichen Zugang zu einer Gesundheitsversorgung von angemessener Qualität zu schaffen“. Die Regierungen müssen Krisen im Bereich der öffentlichen Gesundheit im Einklang mit den Menschenrechten und Grundfreiheiten bewältigen. Für Impfungen bedeutet das, dass jeder Mensch ohne Unterschied die Möglichkeit haben muss, eine sichere und wirksame Impfung zu erhalten. Angesichts von Impfstoffknappheit sind jene Gruppen festzulegen, welche die Impfung prioritär erhalten sollen, um die Zahl der Todesfälle und schweren Krankheitsverläufe zu minimieren und die Übertragung zu hemmen. Gleichzeitig muss sichergestellt sein, dass innerhalb der als prioritär eingestuften Gruppen jede Person die Möglichkeit hat, sich impfen zu lassen.
In seiner Erklärung unterstützt der Ausschuss für Bioethik die Weltgesundheitsorganisation und andere Organe in ihren Anstrengungen zur Förderung der Chancengleichheit zwischen den Ländern und zur Schaffung von Mechanismen zur internationalen Zusammenarbeit.
Pressemitteilung
COVID-19-Impfung: Gerechter Zugang muss gewährleistet sein [EN]