"Estland hat sich sehr rasch entwickelt, aber einige Menschen im Land riskieren, den Anschluss zu verpassen. Um eine integrativere Gesellschaft zu schaffen, sollte Estland gegen Diskriminierung und Missbrauch älterer Menschen vorgehen, das geschlechtsspezifische Lohngefälle und die Gewalt gegen Frauen angehen und sich stärker für den sozialen Zusammenhalt einsetzen ", erklärte die Menschenrechtskommissarin des Europarates, Dunja Mijatović, am Ende eines fünftägigen Besuchs in dem Land. Die Kommissarin unterstrich, dass die Menschenrechte einen wesentlichen Schutz für alle Menschen darstellen und die politische Entscheidungsfindung in allen Bereichen lenken sollten, auch bei ehrgeizigen Projekten zur Digitalisierung und künstlichen Intelligenz.
Estland sollte wie viele andere europäische Länder dringend die Auswirkungen der Bevölkerungsalterung auf die Menschenrechte berücksichtigen. Laut Eurostat weist Estland in der Europäischen Union (EU) einen der höchsten Anteile älterer Menschen auf, die von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht sind. Diese Situation ist auch bei älteren Personen, die der russischsprachigen Minderheit angehören, vorherrschend und ist eine Folge der wirtschaftlichen Disparitäten, die zwischen den ethnischen Gemeinschaften in Estland bestehen. "Die estnischen Behörden sollten Artikel 23 der revidierten Europäischen Sozialcharta annehmen und sicherstellen, dass die sozialen Grundrenten und Altersrenten ausreichen, um allen älteren Menschen ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen", so die Kommissarin. Sie fordert die Behörden außerdem auf, öffentliche Kampagnen zur Bekämpfung von Altersdiskriminierung und Vorurteilen gegenüber älteren Menschen zu organisieren, um bestehenden Diskriminierungen entgegenzuwirken und die Solidarität zwischen den Generationen zu fördern.