Im Vorfeld des Europäischen Tages gegen Menschenhandel am 18. Oktober hat die Expertengruppe des Europarates für die Bekämpfung des Menschenhandels (GRETA) vor dem erhöhten Risiko des Menschenhandels gewarnt, das durch restriktive Einwanderungspolitik und das Versäumnis, die Gefährdung von Migranten und Asylsuchenden zu beseitigen, entsteht.
Die Präsidentin der GRETA, Helga Gayer, erklärte: „Eine wachsende Zahl von Menschen, die vor bewaffneten Konflikten, Gewalt sowie klimatischen und humanitären Notlagen fliehen, sind gezwungen, unter unsicheren Bedingungen zu migrieren. Ein irregulärer Migrationsstatus ist ein wichtiger Gefährdungsfaktor, der Migranten zu einer leichten Beute für skrupellose Kriminelle macht. Unbegleitete und von ihren Angehörigen getrennte Kinder sind besonders gefährdet, in die Fänge von Menschenhändlern zu geraten. Auch Eingewanderte mit regulärem Status können Opfer von Menschenhandel und von legalen Unternehmen ausgebeutet werden, die betrügerische Anwerbungsmethoden und Schlupflöcher in den Arbeitsmarktvorschriften nutzen.“
Die Überwachung der Umsetzung der Konvention des Europarates zur Bekämpfung des Menschenhandels durch die GRETA hat erhebliche Lücken bei der Identifizierung und dem Schutz von Opfern des Menschenhandels unter Migranten und Asylsuchenden aufgezeigt. Die Einwanderungspolitik ist allzu oft von der gesetzlichen Verpflichtung abgekoppelt, Opfer von Menschenhandel zu identifizieren und zu unterstützen und ihnen eine Erholungs- und Bedenkzeit zu gewähren. Dies wirkt sich negativ auf die Verfolgung und Bestrafung von Menschenhändlern aus. Die Praxis des Zurückweisens an den Grenzen birgt das Risiko, dass Menschenhandelsopfer nicht identifiziert werden und Rückführung zu erneutem Menschenhandel führt (siehe den 10. Jahresbericht der GRETA).
