Die französische Sportministerin, Roxana Mărăcineanu, und der französische Staatssekretär für den Schutz von Kindern, Adrien Taquet, haben heute den Start der Kampagne des Europarates „Start to Talk“ („Sprich es aus“) in Frankreich bekannt gegeben. „Start to Talk“ ist eine Kampagne des Europarates gegen den Missbrauch von Kindern im Sport. Forschungen zufolge ist in Europa eines von fünf Kindern von sexualisierter Gewalt betroffen, die in rund 80 % der Fälle von einer Vertrauensperson des Kindes ausgeübt wird (etwa in der Familie, der Schule oder im Verein).
Im Sport herrschen ungleiche Machtbeziehungen, autoritärer Führungsstil und Anreizstrukturen vor. Er kann den Teamgeist ebenso fördern wie die Fähigkeit, Schwierigkeiten zu überwinden und mit Niederlagen umzugehen, gleichzeitig können im Sport Beziehungen entstehen, die auf Angst und Abhängigkeit beruhen, wodurch Kinder anfällig für Machtmissbrauch werden, etwa für sexuellen Missbrauch. Auch der Verlust „natürlicher Barrieren“ aufgrund der Notwendigkeit körperlichen Kontakts und der gemeinsamen Benützung mit Erwachsenen von Duschen, Umkleideräumen und abgegrenzten Orten setzt die Kinder einem Risiko aus. Zudem sind Organisationen und Verantwortliche möglicherweise bestrebt, einen Skandal zu vermeiden, weshalb sie den Missbrauch vertuschen und es den Tätern somit ermöglichen, weiteren Schaden zu verursachen.
Kindern fällt es schwer, über Missbrauch zu reden: Sie sind von Angst, Scham und Schuldgefühlen gelähmt, lieben ihren Sport, bewundern ihren Trainer und fürchten den Gruppendruck und den Verlust von Freunden. Sehr junge Kinder erkennen außerdem den Missbrauch möglicherweise nicht, während Teenager unter Umständen an eine Beziehung glauben.
Die Kampagne zielt auf Behörden und alle Akteure des Sports ab: Klubs, Vereine und Verbände sowie Athleten und Trainer. Sie sollen zu konkreten Maßnahmen veranlasst werden, um Missbrauch vorzubeugen und darauf zu reagieren. Ziel ist es, dass die Erwachsenen das Schweigen brechen und den Kindern eine Stimme verleihen.
Im Rahmen der Kampagne stellt der Europarat den Mitgliedsstaaten Videos und Schriftmaterial zur Verfügung und bietet an, dass erfahrene Trainer und Vortragende auf öffentlichen Veranstaltungen zu dem Thema sprechen.
Der Start der Kampagne in Frankreich war Teil der internationalen Kinderrechtskonferenz („Stärkung der Kinderrechte: Europa für die Zukunft wappnen“), die anlässlich des französischen Vorsitzes im Ministerkomitee des Europarates organisiert wurde.