Die Expertengruppe des Europarates für die Bekämpfung des Menschenhandels (GRETA) fordert die italienischen Behörden nachdrücklich auf, zusätzliche Maßnahmen gegen Menschenhandel zu ergreifen, insbesondere dadurch, dass sie Menschenhandel zum Zwecke der Ausbeutung der Arbeitskraft verstärkt bekämpfen, wirksame Strafen für Menschenhändler gewährleisten und den Opfern eine Entschädigung gewähren.
In ihrem neuesten Bericht untersucht die GRETA die Fortschritte bei der Umsetzung der Konvention des Europarates zur Bekämpfung des Menschenhandels seit der Veröffentlichung ihres zweiten Evaluierungsberichts über Italien im Jahr 2019. Der Bericht zeigt, dass in Italien jedes Jahr zwischen 2.100 und 3.800 Menschen als potenzielle Opfer von Menschenhandel identifiziert werden. Zwar sind die meisten davon Frauen, doch die Zahl der Männer und Transgender-Personen unter den Opfern steigt. Sexuelle Ausbeutung ist nach wie vor die vorherrschende Form des Menschenhandels, doch die Zahl der Opfer von Menschenhandel zum Zwecke der Ausbeutung der Arbeitskraft nimmt stetig zu. Hochrisikobranchen sind die Landwirtschaft, die Textilindustrie, die Hausarbeit, das Baugewerbe sowie das Hotel- und Gaststättengewerbe.
In dem Bericht stellt die GRETA mehrere positive Entwicklungen seit ihrer letzten Bewertung der Situation in Italien im Jahr 2019 fest. Gleichzeitig äußert sie sich besorgt über eine Reihe von Aspekten. Die Zahl der Ermittlungen, Strafverfolgungen und Verurteilungen in Fällen von Menschenhandel ist dem Bericht zufolge zurückgegangen. Die GRETA fordert die Behörden zu Maßnahmen auf, um sicherzustellen, dass Straftaten im Zusammenhang mit Menschenhandel rasch und aktiv untersucht werden und zu wirksamen, verhältnismäßigen und abschreckenden Strafen führen.
In ihrem Bericht erkennt die GRETA an, dass Anstrengungen unternommen wurden, um Opfer von Menschenhandel unter Asylsuchenden besser aufzudecken, insbesondere durch die territorialen Kommissionen für die Gewährung internationalen Schutzes. Gleichwohl ist die GRETA besorgt, dass die restriktiven Einwanderungsmaßnahmen Italiens ein Klima der Kriminalisierung von Migranten fördern, das dazu führt, dass viele potenzielle Opfer von Menschenhandel aus Angst vor Freiheitsentzug und Abschiebung ihren Fall nicht den Behörden melden.