Die Expertengruppe des Europarates für die Bekämpfung des Menschenhandels (GRETA) ruft in einem neuen Bericht über Montenegro die Behörden dazu auf, den Zugang zur Justiz und zu Entschädigung für Menschenhandelsopfer zu verbessern und sicherzustellen, dass die Täter bestraft werden.
Die GRETA erkennt an, dass seit der Veröffentlichung ihres zweiten Bewertungsberichts über Montenegro im September 2016 in einigen Bereichen Fortschritt erzielt wurde, etwa die Verabschiedung von Standardverfahren zur Identifizierung von Menschenhandelsopfern und die Schaffung eines multidisziplinären Identifizierungsteams. Zur Stärkung der Ermittlungen und Strafverfolgung in Fällen von Menschenhandel haben die Behörden zudem eine Einsatzgruppe zur Bekämpfung des Menschenhandels eingerichtet. Gleichzeitig fordert die GRETA die Behörden dringend zu weiteren Maßnahmen auf, um den Zugang zur Justiz für Menschenhandelsopfer zu garantieren, unter anderem sollten sie sicherstellen, dass die Rechtsanwältinnen und -anwälte, welche die Opfer juristisch unterstützen, entsprechend geschult und spezialisiert sind. Die montenegrinischen Behörden sollten Maßnahmen treffen, um bei der Ermittlung, Strafverfolgung und Prozessführung in Menschenhandelsfällen kindgerechte Verfahren zu gewährleisten, etwa indem sie sicherstellen, dass im ganzen Land eine ausreichende Zahl an kindgerechten Befragungsräumen verfügbar sind.
Montenegro ist ein Herkunfts-, Ziel- und Transitland für Menschenhandel. Bis Ende 2019 war die Zahl identifizierter Opfer (hauptsächlich Frauen und Kinder aus Montenegro) gering. Nach der Aufdeckung eines umfassenden Falles, der aus Taiwan stammende Opfer betraf, steigt seit November 2019 die Zahl identifizierter Opfer und betrug Ende 2020 52 Personen. Die Zahlen für 2020 weisen nicht nur auf einen starken Anstieg der identifizierten Opfer hin, sondern auch auf eine Zunahme des Anteils männlicher Opfer und der Ausbeutung der Arbeitskraft.