Die Gesellschaftsstruktur in Europa ist zunehmend durch Vielfalt geprägt: Die Europäerinnen und Europäer haben facettenreiche und vielschichtige Identitäten und unterscheiden sich durch ihre ethnische Zugehörigkeit, Religion, Geschlechtsidentität und sexuelle Orientierung sowie ihre Gesellschaftsklasse. Und doch – während Vielfalt als großartige Möglichkeit gesehen werden könnte, unsere Gesellschaft dynamischer, wohlhabender und kreativer zu gestalten – sind wir damit konfrontiert, dass Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, Hassrede gegen Migranten und Minderheiten sowie Islamfeindlichkeit zunehmen und sich in ganz Europa politische Vorstellungen verbreiten, die auf einer feststehenden, völkisch und traditionell definierten nationalen Identität beruhen.
Kulturrelativismus, Angst, Vorurteile gegenüber „dem Anderen“ sowie Diskriminierung, Rassismus und Hassdelikte können zu Konflikten führen, mit denen die Polizei- und sonstigen Behörden interkultureller Städte umzugehen haben. Um die örtliche Polizei und andere Akteure, deren Aufgabe die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung ist, dabei zu unterstützen, sich an die Vielfalt der Bevölkerung, deren Schutz ihnen obliegt, anzupassen, hat das Programm „Interkulturelle Städte“ (ICC) ein Handbuch zur bürgernahen Polizeiarbeit im interkulturellen Kontext herausgegeben. Darin wird eine Strategie zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung dargelegt, die ein auf Beziehungen und gegenseitigem Vertrauen beruhendes Überwachungs- und Präventionsmodell empfiehlt. Im Rahmen dieser Strategie trägt die Bevölkerung zur Erarbeitung von Lösungen bei, die die Sicherheit auf lokaler Ebene und im öffentlichen Raum gewährleisten. Die Strategie beruht demnach wesentlich auf den Grundsätzen der Interkulturalität und schafft eine enge Beziehung zwischen Sicherheit und Lebensqualität.
Das Handbuch richtet sich an die örtlichen Polizeibehörden und alle für die Sicherheit der Bevölkerung Verantwortlichen und stellt Leitlinien für die Umsetzung der Polizeiarbeitsprinzipien zur Verfügung. So sollen neue Verfahren, Protokolle, Strukturen und Sondereinheiten mit dem Ziel geschaffen werden, mittel- und langfristig die Hindernisse für ein harmonisches Zusammenleben in der durch Vielfalt geprägten Gesellschaft wirksam zu beseitigen.