In einer neuen Studie des Europarates wird eine gründliche Analyse des unangemessenen Drucks vorgenommen, der auf Journalist/inn/en ausgeübt wird, um sie davon abzuhalten, ungehindert Bericht zu erstatten, sowie der Strategien, die sie anwenden, um die Angst zu überwinden und ihren Auftrag als kritische Beobachter zu erfüllen. Die Studie mit dem Titel „A Mission to Inform: Journalists at Risk Speak Out“ (Der Informationsauftrag: Gefährdete Journalisten ergreifen das Wort) wurde von zwei Europaratsexperten für die Pressefreiheit, Marilyn Clark und William Horsley, verfasst und beruht auf Interviews mit 20 Journalist/inn/en aus 18 Ländern, die Opfer unterschiedlicher Arten von Gewalt und Einschüchterung waren. Eine der Journalistinnen war Daphne Caruana Galizia, die zehn Tage vor ihrer Ermordung am 16. Oktober 2017 – vor fast drei Jahren – interviewt wurde.
In der Studie werden im Einklang mit den Empfehlungen des Europarates wirksame Maßnahmen gefordert, um die Sicherheit gefährdeter Journalist/inn/en zu gewährleisten, die Urheber derartiger Angriffe zu verfolgen und ein für freie, unabhängige und vielfältige Medien günstiges Umfeld zu schaffen. Zu den empfohlenen Maßnahmen zählen rechtliche und regulatorische Reformen, verbesserte Meldemechanismen zum Schutz vor Bedrohungen, öffentliche Programme zur Medienkompetenz und die Unterstützung von Journalisten im Rahmen ihrer Berufsausbildung sowie durch psychosoziale Betreuung. Obgleich diese Stichprobe von 20 Interviews wegen ihrer Konzentration auf Einzelfälle nicht als repräsentativ für die allgemeine Situation in den Mitgliedsstaaten des Europarates angesehen werden kann, unterstreichen der Verfasser und die Verfasserin, dass sie es gestatte, aus sozio-psychologischer Perspektive die Komplexität der Erfahrungen von Journalist/inn/en darzustellen, die in hohem Maße Einschüchterungen und Bedrohungen ausgesetzt sind.
Ziel der qualitativen Studie ist es, die verschiedenen Formen von Eingriffen in die Pressefreiheit, die bereits in einer 2017 veröffentlichten quantitativen Studie ermittelt wurden, zu veranschaulichen und ein besseres Verständnis zu ermöglichen. Die letztgenannte Studie befasste sich mit den Gefahren, denen Medien und Journalist/inn/en ausgesetzt sind, und beruhte auf einer Umfrage unter 940 Journalisten aus Mitgliedsstaaten des Europarates und Weißrussland. In den Interviews der aktuellen Studie äußerten sich die 20 Journalist/inn/en zu den mit ihrer Berufsausübung verbundenen Gefahren, den Eingriffen in ihr Privatleben und den daraus resultierenden Einschränkungen, der Erfahrung, mitunter ihr Leben aufs Spiel zu setzen, und ihren Strategien zur Stärkung der Widerstandsfähigkeit und der Fortsetzung der Erfüllung ihres „Informationsauftrags“.