Auf einer heute in Athen veranstalteten Konferenz des Europarates, in deren Mittelpunkt die Probleme von Frauen und Mädchen als Flüchtlinge und Migrantinnen stehen, betonte Anna Zobnina, strategische und politische Koordinatorin beim „European Network of Migrant Women“, dass nicht genug unternommen werde, um auf die Bedürfnisse von Migrantinnen gezielt einzugehen.
Mehr müsse getan werden, um Einrichtungen zu schaffen, die den spezifischen Bedürfnissen von Frauen entsprechen, erklärte sie vor den etwa 100 Teilnehmenden, darunter Vertreterinnen und Vertreter von Regierungen und Nichtregierungsorganisationen, die sich in Herkunfts- und Zielländern mit Flüchtlingen befassen. Als unbegleitete Minderjährige werden weit mehr Knaben offiziell registriert, unterstrich Zobnina, doch was geschehe mit den Mädchen? Denn die Hälfte aller Flüchtlinge seien Frauen und Mädchen: „Die Mädchen gehen verloren.“
Von der Verstümmelung weiblicher Genitalien und Zwangsheirat bis zu Menschenhandel und Vergewaltigung: Frauen und Mädchen seien „die am meisten Schutzbedürftigen“ unter den Migranten und Flüchtlingen, erklärte José Rui Velez Caroço, Exekutivdirektor des Nord-Süd-Zentrums des Europarates, das die Konferenz in Zusammenarbeit mit der griechischen Nichtregierungsorganisation METAdrasi (Aktion für Migration und Entwicklung) organisierte.
Schätzungen zufolge erleidet mindestens eine von fünf Migrantinnen geschlechterspezifische Gewalt, betonte die Vorsitzende von METAdrasi, Lora Pappa. „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben auf den Inseln, in den Krankenhäusern und im Rahmen ihrer Zusammenarbeit mit Sozialarbeiterinnen und -arbeitern Tausende Berichte über geschlechterspezifische Gewalt gehört, sowohl in den Herkunfts- als auch in den Zielländern“, teilte Pappa den Teilnehmenden mit.
Im Laufe der zweitägigen Konferenz finden Podiumsgespräche statt, die sich mit geschlechterspezifischen Maßnahmen zur besseren Unterstützung von Migrantinnen befassen. Die Teilnehmenden besuchen die von METAdrasi betreute Unterkunft für unbegleitete Minderjährige in Athen und das von einer weiteren Nichtregierungsorganisation betriebene „Melissa-Tageszentrum für Frauen“.