Die Anzahl der Personen in Europa, die nicht im Gefängnis zu vollziehenden Sanktionen und Maßnahmen unterliegen, ist zwischen Januar 2021 und Januar 2022 erheblich gestiegen, wodurch sich die allgemeine Entwicklung des vergangenen Jahrzehnts entgegen dem durch die Coronaviruspandemie bedingten Rückgang im vorigen Jahr verfestigt. Dies sind die wichtigsten Schlussfolgerungen der Jahresstrafstatistik über von Bewährungseinrichtungen betreute Personen (SPACE-II-Erhebung für 2022), die von der Universität Lausanne für den Europarat erstellt wurde (siehe auch die wichtigsten Ergebnisse).
Die Erhebung enthält Daten über Personen auf Bewährung von 48 Bewährungshilfebehörden der Mitgliedsstaaten des Europarates, die verschiedenen, nicht im Gefängnis zu vollziehenden Strafen und Maßnahmen unterliegen, darunter Haftalternativen wie elektronische Überwachung, gemeinnützige Arbeit, Hausarrest, medizinische Behandlung, offener Strafvollzug oder bedingte Entlassung.
Die höchste Quote der Personen auf Bewährung verzeichneten am 31. Januar 2022 die Bewährunghilfebehörden in Polen (634 von Bewährungseinrichtungen betreute Personen auf 100.000 Einwohner), Litauen (591), Georgien (499) und der Türkei (419). Die Behörden mit den niedrigsten Quoten waren jene in Nordmazedonien (15 von Bewährungseinrichtungen betreute Personen auf 100.000 Einwohner), dessen Bewährungshilfebehörde erst 2019 ihren Betrieb aufnahm, und in Montenegro (17).
Professor Marcelo Aebi, der die SPACE-Erhebung leitet, erklärte: „Neben einer allgemeinen Entwicklung seit den 1990er-Jahren, dass Strafjustizsysteme zunehmend alternative Maßnahmen zur Freiheitsstrafe mit dem Ziel anwenden, dass Straftäter in der Gesellschaft bleiben, um ihre soziale Eingliederung zu fördern, kann der Anstieg der Quoten der Personen auf Bewährung zwischen 2021 und 2022 auch teilweise auf die Rückkehr zur Normalität nach der Coronaviruspandemie zurückgeführt werden, welche sich sowohl auf die Kriminalität als auch auf die Funktionsweise der Strafjustizsysteme auswirkte.“
