Die Menschenrechtskommissarin des Europarates, Dunja Mijatović, hat an der Eröffnung der Kunstinstallation „Majčina marama“, die von Müttern aus Srebrenica im Rahmen der Initiative „Heldinnen von Srebrenica“ initiiert wurde, teilgenommen und diese Erklärung veröffentlicht:
„Zu Ehren des Andenkens an die, die wir verloren haben, und in Anerkennung des Leids der Opfer und Überlebenden sind wir hier in Potočari versammelt, um diese Kunstinstallation mit hoher Symbolkraft zu eröffnen. Die Kopftücher und Schals sind nicht nur ein Stück Stoff: Sie sind ein Symbol des Widerstands, das den unermüdlichen Kampf für Wahrheit und Gerechtigkeit widerspiegelt, den die Mütter von Srebrenica seit 27 Jahren führen.
Die Knoten, welche die Kopftücher und Schals verbinden, stehen für Zusammenhalt. Sie betonen die Solidarität zwischen den Frauen angesichts ungeheuerlicher Menschenrechtsverletzungen. Die Tausenden Kopftücher, die zusammengetragen wurden, zeugen vom großen Unterstützungsnetz, das die Mütter auf ihrer Reise für Gerechtigkeit geknüpft haben. Die Kopftücher und Schals überschreiten die Grenzen jeder Einzelgruppe oder Interpretation. Einige wurden von Müttern und Großmüttern geerbt, einige wurden von Überlebenden getragen, während sie vor den Grausamkeiten flohen oder ihre Angehörigen beerdigten, einige wurden als Ausdruck des Respekts und Mitgefühls gespendet.
Sie symbolisieren Trauer und verbinden die Gegenwart mit der Vergangenheit, schauen aber auch in Richtung Zukunft. Sie ehren die Hingabe der Mütter, die nie dem Hass nachgeben und den jüngeren Generationen einen Weg eröffnen möchten, um friedlich zusammenzuleben und gleichzeitig sicherzustellen, dass die Wahrheit anerkannt wird und das Andenken der Opfer gewahrt bleibt. Der Kampf der Mütter sollte uns alle inspirieren. Es ist sehr wichtig, dass ihre Forderung nach Gerechtigkeit gehört wird und wir unsere Kräfte vereinen, um der tief verwurzelten Kultur der Leugnung des Genozids entgegentreten. Hassrede, Genozid-Leugnung und Verherrlichung von Kriegsverbrechern haben sich leider in den letzten Tagen in Srebrenica intensiviert und sollten verurteilt werden.
Dass diese lebendige Installation jedes Jahr auf ihrer Reise durch die Region und um die Welt wachsen wird, ist eine Anerkennung des Kampfes der Mütter und ihres Mutes und ihrer Beharrlichkeit. Hoffentlich trägt die Installation dazu bei, dass die Botschaft der Mütter von einer wachsenden Zahl von Menschen, Städten und Ländern auf der ganzen Welt verbreitet wird und auch sie für Gerechtigkeit und die Werte von Gleichheit, Respekt, Vielfalt und Inklusion eintreten.“
Die Menschenrechtskommissarin hat von 9. bis 11. Juli Srebrenica besucht, um an der internationalen Konferenz „Heldinnen von Srebrenica“ teilzunehmen. Die Konferenz wurde von der Mütterbewegung von Srebrenica und Žepa, vom Zentrum für Post-Konflikt-Forschung und vom Gedenkzentrum Srebrenica veranstaltet. Am 11. Juli 2022 nahm sie an der Gedenkveranstaltung anlässlich des 27. Jahrestags des Genozids von Srebrenica teil.