Die Expertengruppe des Europarates für die Bekämpfung des Menschenhandels (GRETA) fordert die Schweiz in einem neuen Bericht auf, weitere Maßnahmen gegen Menschenhandel zu ergreifen, insbesondere durch Verbesserung der Identifizierung der Opfer und ihres Zugang zu Entschädigung, Bekämpfung des Menschenhandels zum Zweck der Ausbeutung der Arbeitskraft und Bereitstellung spezieller Hilfe für Kinder und Asylsuchende, die Opfer von Menschenhandel geworden sind. Die GRETA begrüßt die positiven Entwicklungen seit der Veröffentlichung ihres zweiten Bewertungsberichts über die Schweiz im Jahr 2019 in Bezug auf die Umsetzung der Konvention des Europarates zur Bekämpfung des Menschenhandels.
Die GRETA bewertet zwar die Existenz von Anwältinnen und Anwälten positiv, die auf die Unterstützung von Opfern des Menschenhandels spezialisiert sind, stellt jedoch mit Besorgnis fest, dass Anträge auf kostenlose juristische Unterstützung erst in einem späteren Stadium des Verfahrens bewilligt werden. Die Schweiz sollte juristische Unterstützung garantieren, sobald ein begründeter Verdacht besteht, dass eine Person ein Menschenhandelsopfer ist, und sicherstellen, dass Opfer in allen relevanten Gerichtsverfahren, einschließlich Zivilverfahren, kostenlos den Beistand spezialisierter Rechtsanwältinnen und -anwälte in Anspruch nehmen können.
Während die GRETA die effizientere Erkennung von Opfern des Menschenhandels unter Asylsuchenden begrüßt, fordert sie die Schweizer Behörden gleichzeitig auf, in allen Kantonen ein harmonisiertes Verfahren einzuführen und spezialisierte Organisationen an der Identifizierung von Opfern im Rahmen des Asylverfahrens zu beteiligen.
Alle Opfer, auch Asylsuchende und Personen, die im Ausland ausgebeutet, aber in der Schweiz identifiziert wurden, sollten spezielle Unterstützung erhalten und Nichtregierungsorganisationen, die Opfer von Menschenhandel unterstützen, sollten ausreichend finanziert werden.
Dem Bericht zufolge ist die Schweiz nach wie vor hauptsächlich ein Zielland für Opfer von Menschenhandel. Zwischen 2019 und 2023 identifizierte die Polizei 295 Opfer, die meisten von ihnen waren Frauen, etwa 8 % Kinder. Sexuelle Ausbeutung, vor allem von Frauen und Mädchen, ist nach wie vor die vorherrschende Form der Ausbeutung, auch wenn der Handel zum Zweck der Zwangskriminalität (einschließlich erzwungener Bettelei) und die Ausbeutung der Arbeitskraft ebenfalls zunahmen.