In seiner Rede vor der Verleihung des Václav-Havel-Menschenrechtspreises 2024 brachte der Preisträger des Jahres 2022, Wladimir Kara-Mursa, seinen großen Respekt für die diesjährigen Nominierten zum Ausdruck und würdigte die ehemaligen Preisträger, die „für das einzige ‚Verbrechen‘, eine andere Meinung als die ihrer Regierung geäußert zu haben, immer noch in Gefangenschaft sind“. „Wir müssen weiterhin für ihre Freilassung und die aller zu Unrecht inhaftierten Menschen auf der ganzen Welt kämpfen“, erklärte Kara-Mursa.
„Ich bin heute nur dank Ihnen hier, dank der anhaltenden Bemühungen wohlwollender Menschen in demokratischen Ländern, einschließlich vieler Menschen in diesem Saal, die sich als stärker erwiesen haben, als jede Diktatur jemals zu sein hoffen kann“, so Kara-Mursa weiter, der zusammen mit anderen politischen Gefangenen im Rahmen eines Gefangenenaustauschs am 1. August 2024 freigelassen wurde.
Den Preis sieht er vor allem als Anerkennung der Abgeordneten für die Situation all seiner russischen Landsleute, „die den Mut hatten, sich dem Putin-Regime zu widersetzen und seinen mörderischen Krieg in der Ukraine anzuprangern – wohl wissend, welchen Preis sie für diese Tat zahlen würden“.
Kara-Mursa wies außerdem darauf hin, dass nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen seit Februar 2022 in Russland mehr als 20.000 Menschen von der Polizei festgenommen wurden, weil sie gegen den Krieg demonstriert hatten, etwa 1.000 wurden aus diesem Grund angeklagt, vor Gericht gestellt oder zu Gefängnisstrafen verurteilt, und gegen mehr als 9.000 wurden Verwaltungshaft oder -sanktionen verhängt. „Die Liste ist lang, mit mehr als 1.300 bekannten politischen Gefangenen in Putins Russland“, fügte er hinzu.
Obwohl es „unmöglich ist, den tatsächlichen Stand der öffentlichen Meinung in einem Land zu beurteilen, das einen dafür einsperrt, dass man seine Meinung geäußert hat“, vertrat er die Ansicht, dass „jeder die von Putins Propaganda verbreitete Lüge durchschaut hat, dass alle Russen sein Regime und seinen Krieg unterstützen“.
„Ein demokratisches Russland bietet die besten Aussichten auf langfristige Sicherheit, Stabilität und Demokratie auf unserem Kontinent, auf ein endlich gemeinsames, freies und friedliches Europa“, schloss Kara-Mursa. „Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, dies Wirklichkeit werden zu lassen.“