Anlässlich des Internationalen Tags gegen Drogenmissbrauch und unerlaubten Suchtstoffverkehr behandeln die Experten des Europarates für Drogenpolitik, die Pompidou-Gruppe, bei einem zweitägigen Seminar in Rom die Gefährdung und die Rolle von Frauen beim Drogenhandel.
An dem Seminar, das vom 26. bis 27. Juni in der Scuola Nazionale dell’Amministrazione in Rom stattfindet, nehmen Wissenschaftler, Entscheidungsträger und Fachkräfte aus der Praxis aus über 25 Ländern weltweit teil. Im Zentrum steht die Bewertung von geschlechtsspezifischen Aspekten des Drogenhandels, der Drogensucht sowie drogenbedingter Straftaten und Bestrafung.
Die Stellvertretende Generalsekretärin des Europarates, Gabriella Battaini-Dragoni, betont in einer Videoansprache zum Seminar, dass „Frauen, die erleben, wenn Drogenkonsum und Gewalt miteinander einhergehen, zu den unwichtigsten Stimmen in unseren Gesellschaften zählen“ und dass ihre Interessen und Rechte „am leichtesten ignoriert werden“.
Wissenschaftliche Erkenntnisse untermauern diese Aussagen.
Die anerkannte mexikanische Forscherin Dr. Corina Giacomello stellt beispielsweise dar, wie Geschlechterverhältnisse aus Frauen die „Arbeiterinnen“ des Drogenhandels in Lateinamerika machen: „üblicherweise die entbehrlichsten und austauschbarsten“.
Darüber hinaus unterstreicht sie, dass die Zahl der Gefängnisinsassinnen in den letzten 15 Jahren weltweit um 50 % gestiegen ist, die allgemeine Gefängnisbevölkerung dagegen nur um 20 %. Drogendelikte sind der Hauptgrund für diese Zunahme. Darunter sind viele Fälle mit übermäßig harten Strafen für unter Zwang begangene Drogenstraftaten.
Die Diskussionen im Rahmen des Seminars, das gemeinsam mit der Anti-Drogen-Behörde der italienischen Regierung (Dipartimento politiche antidroga) veranstaltet wird, befassen sich auch mit der Frage, inwiefern Gefängnisstrafen als Antwort auf Drogen „unverhältnismäßig negative Auswirkungen“ auf Frauen haben.
Das Seminar untersucht auch das Verhältnis zwischen Alkohol, illegalen Drogen und sexueller Gewalt – sowie analytische und interpretative Fallstricke bei der Erforschung dieses Verhältnisses.
Eine weitere Herausforderung ist laut einer Arbeitsgruppe der Pompidou-Gruppe ein in zu vielen Ländern vorherrschender Mangel an verfügbaren Daten zur Bewertung des Verhältnisses zwischen Vergewaltigungsdrogen und Gewalt gegen Frauen.
Die Arbeit der Pompidou-Gruppe zur Förderung von Drogenhilfsprogrammen für Frauen in Mittelmeer- und nordafrikanischen Ländern wird ebenso beleuchtet wie andere bewährte Praktiken. Beispielsweise erläutern Teilnehmer aus Italien, Spanien und Schweden ihre Arbeit zur Einführung der geschlechtsspezifischen Dimension in ihre nationalen Drogenstrategien.