Anlässlich des 15-jährigen Bestehens des Europäischen Wergeland-Zentrums (EWC) und des Internationalen Tages der Bildung haben die Ständigen Vertretungen Liechtensteins und Norwegens beim Europarat gemeinsam mit dem EWC ein Seminar zum Thema „Bildung als staatsbürgerliche Vorbereitung zwischen Politik und Praxis. Lehren aus der Ukraine und anderen europäischen Ländern“ organisiert.
Im Mittelpunkt des Seminars stand die Frage, wie Schulen, die eine demokratische Kultur, den darauf ausgerichteten Lehrplan und den Gemeinschaftssinn entwickeln sollen, besser auf Krisen reagieren können. Anhand von Beispielen aus der Arbeit des EWC in der Ukraine und anderen Ländern zeigte die Diskussion, wie politische Maßnahmen und Instrumente dazu beitragen können, Widerstandsfähigkeit und die Vorbereitung auf staatsbürgerliche Beteiligung in der Praxis zu gewährleisten.
Die Beispiele stehen im Einklang mit der Erklärung von Reykjavík, die die europäischen Staats- und Regierungschefs auf dem Gipfeltreffen des Europarates im Mai 2023 abgegeben haben, sowie mit der Bildungsstrategie der Organisation, in der unter dem Motto „Vorrang für Lernende“ betont wird, wie wichtig es ist, dass Lehrkräfte und Institutionen auf sich ändernde Bedürfnisse reagieren und die Lernenden eine Widerstandsfähigkeit gegen Krisen entwickeln.
Die liechtensteinische Ministerin für auswärtige Angelegenheiten, Bildung und Sport, Dominique Hasler, die den Vorsitz im Ministerkomitee innehat, betonte die Rolle von Kindern, junge Menschen und Bildung als Prioritäten des Vorsitzes des Landes.
„Unser Vorsitz ist eine ausgezeichnete und außergewöhnliche Gelegenheit, verschiedene Ziele des Lehrplans zu vertiefen, zum Beispiel in den Bereichen Politik, Demokratie und Menschenrechte. Liechtenstein stellt die Bildung in den Vordergrund, um verantwortungsbewusste und engagierte Staatsbürgerinnen und -bürger zu formen. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Bildung ist nicht nur ein Instrument zur Wissensvermittlung, sondern der Grundstein für die Erziehung zu informierten, engagierten und verantwortungsbewussten Menschen“, so Hasler.
Die Seminarteilnehmenden erfuhren, dass viele der 400 ukrainischen Schulen des EWC-Netzes seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine zu lokalen humanitären Zentren geworden sind und gleichzeitig weiterhin ihren Auftrag erfüllen, Kinder und junge Menschen zu aktiven, demokratischen Staatsbürgerinnen und -bürgern zu erziehen – in dieser Zeit des Krieges und darüber hinaus. Das Projekt „Schulen für Demokratie“ in der Ukraine erleichtert zudem die Umschulung von Lehrkräften und Schulleiterinnen und -leitern und unterstützt Schulen beim Aufbau eines sicheren und integrativen Lernumfelds.
In seiner Rede dankte der Stellvertretende Generalsekretär des Europarates, Bjørn Berge, der Leitung des Wergeland-Zentrums und all jenen, die zu dessen Arbeit beigetragen haben. „Den Mitgliedsstaaten dabei zu helfen, junge Menschen mit den Instrumenten auszustatten, die sie brauchen, um das Bewusstsein zu schärfen, sich zu bilden und eine bessere, demokratische Zukunft für uns alle aufzubauen – das ist es, was wir meinen, wenn wir von Bildung als Investition sprechen. Sie ist eine Investition in unsere Demokratie“, erklärte Berge.
Die Staatssekretärin des norwegischen Außenministeriums, Maria Varteressian, sprach ebenfalls auf der Veranstaltung: „Demokratische Werte sind universell. Sie gehören zu uns allen. Die Verwirklichung des Rechts auf Bildung ist der Schlüssel zur Verwirklichung aller Menschenrechte und demokratischen Freiheiten. Der Schutz der Bildung und die Gewährleistung der Kontinuität der Bildung für Kinder, die während eines Konflikts oder einer Krise aufwachsen, sind von entscheidender Bedeutung. Wir brauchen bessere und systematischere Ansätze, um Bildung in Krisen und Konflikten zu schützen.“