Seit Beginn der Wirtschaftskrise sind die Ausgaben pro Insasse in den europäischen Gefängnissen gesunken, und das hat wahrscheinlich negative Folgen für die Lebensqualität inhaftierter Menschen. Auf die Zahl der Inhaftierten hat die Krise keine signifikanten Auswirkungen, wiewohl die Überbelegung von Gefängnissen leicht abgenommen hat. So lauten einige der Schlussfolgerungen aus der heute veröffentlichten Jährlichen Strafstatistik des Europarates für 2013 (bekannt als SPACE-I- und SPACE-II-Berichte).
2012 haben die europäischen Gefängnisverwaltungen für jeden Insassen durchschnittlich 97 € pro Tag und somit um 2 € mehr als 2011 ausgegeben, wobei die aufgewandten Summen unter den einzelnen Verwaltungen stark variierten. Betrachtet man allerdings den Zeitraum zwischen dem Beginn der Wirtschaftskrise im Jahr 2007 und 2012, ist eine Verringerung der Ausgaben pro Insasse zu beobachten (von durchschnittlich 99,1 € auf 96,7 € pro Person, der Medianwert sank von 53,4 € auf 41,6 €). Nur in wenigen Ländern war eine Steigerung zu verzeichnen. Insgesamt gaben die 45 Gefängnisverwaltungen, die Daten für diese Statistik bereitstellten, 2012 über 26 Milliarden Euro aus.
Überdies nahm die durchschnittliche Belegungsrate in europäischen Gefängnissen – die Zahl der Inhaftierten pro 100 000 Einwohner – zwischen 2007 und 2012 um 2,7 % zu. Indes bestehen auch dabei große Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern; in vielen von ihnen sind signifikante Zunahmen oder Rückgänge festzustellen.
Überbelegung von Gefängnissen blieb 2013 in 21 von 50 europäischen Gefängnisverwaltungen, dem gleichen Anteil wie im Jahr davor, ein akutes Problem. Es wurden aber auch einige Verbesserungen erzielt: 2013 wurden in den Gefängnissen durchschnittlich 96 Menschen pro 100 Plätze festgehalten, während es 2012 noch 98 und 2011 99,5 waren. Die schwerwiegendsten Überbelegungen bestanden in Italien (wo die Zahl der Gefängnisinsassen 2014 signifikant zurückging), Ungarn, Zypern, Belgien, der „ehemaligen jugoslawischen Republik Mazedonien“, Portugal, Frankreich, Rumänien, Kroatien und Albanien.
Der Anteil von Insassen, die zu einer Freiheitsstrafe von unter einem Jahr verurteilt wurden, war relativ hoch, obschon dieser von 15 % im Jahr 2012 auf 13 % im Jahr 2013 sank. Gemäß den Empfehlungen des Europarates könnten diese Urteile in vielen Fällen durch alternative Maßnahmen zur Gefängnisstrafe ersetzt werden, um so zur Verringerung der Überbelegung in den Gefängnissen und zur Wiedereingliederung der Straftäter in die Gesellschaft beizutragen. Die häufigste Dauer einer Haftstrafe betrug weiterhin zwischen ein und drei Jahren (23 % der Insassen). Die Zahl der Verurteilungen zu Freiheitsstrafen von über 10 Jahren wuchs leicht von 10,2 % der Insassen im Jahr 2012 auf 11 % im Jahr 2013. (mehr...)