Kayak gegen Türkei  | 2012

15-jähriger Junge außerhalb einer Schule erstochen, nachdem die Behörden nicht gehandelt hatten

... der Sachverhalt des vorliegenden Falles zeigt, dass die nationalen Behörden ihre Pflicht versäumten, das Gelände der Schule zu überwachen...

Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte, Juli 2012

Hintergrund

Anfang der 2000er Jahre hatte eine Schule in Elazığ Probleme außerhalb ihres Eingangstores. Die Schüler wurden von Jugendbanden belästigt und erpresst, wenn sie versuchten, die Schule zu verlassen. Der Direktor der Schule meldete dies den Behörden. Er forderte die Einrichtung eines Wächterhäuschens außerhalb des Schultors und eine Präsenz der Polizei an besonders schwierigen Tagen. Nichts davon wurde jedoch durchgeführt.

Im September 2002 wurde der 15-jährige Sedat Kayak nach einem Streit von einem älteren Schüler vor der Schule erstochen.

Urteil des EGMR

Der Straßburger Gerichtshof entschied, die Behörden seien nicht ihrer Pflicht nachgekommen, die Kinder vor Gewalt zu schützen, während sie sich in der Obhut der Schule befanden. In diesem Fall hätten die Behörden diese Pflicht versäumt, was das Recht auf Leben verletzt habe.

Nachbereitung

Eine Reihe von Aktionsplänen wurde von der türkischen Regierung durchgeführt, um gegen die Gewalt an Schulen vorzugehen. Diese Maßnahmen schlossen das Folgende ein:

  • Die Einrichtung von Ausschüssen in Provinzen, Distrikten und Schulen, die zuständig sind für die Verhütung und Deeskalation von Gewalt gegen Gleichaltrige;
  • Eine signifikante landesweite Erhöhung der Sicherheitskräfte und Sicherheitschecks an Schultoren;
  • Jährliche Sicherheitsaktionspläne, die von jeder Schule verfasst werden, sowie psychologische und soziale Maßnahmen zum Umgang mit diesen schwierigen Situationen.

Eine Reihe zusätzlicher Sicherheitsmaßnahmen wurde in der Schule ergriffen, an der sich der Zwischenfall ereignete, u.a. ein Wachposten am Schultor und Installation einer Videoüberwachung.

Sedat Kayaks Familie entschied eine Entschädigung.

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